Auf Einladung der Firma SETON – herzlichen Dank dafür – war ich auf dem XX. Weltkongress für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit in Frankfurt.
Ich bin Leiter der Abteilung Sicherheit und Gesundheitsschutz (Head of HSE), sowie Leiter der Trainingsabteilung PSA gegen Absturz und Rettung bei der BZEE Academy, die als Dienstleister des BZEE e.V. (eine Industrieinitiative mit mehr als 90 europäischen Mitgliedern) einen weltweit anerkannten Standard für die Ausbildung von Servicetechnikern für die Windindustrie etabliert hat.
Als verantwortlicher Leiter HSE und als Stabstelle der Geschäftsleitung bin ich zuständig für die Evaluierung und Revisionierung der Ausbildungsinhalte im Bereich Wind-Turbine-Safety-Rules, HSE im Allgemeinen und für die Verwendung von PSA und die Rettungsgewährleistung im Besonderen. Zudem bin ich zuständig für die technischen Abnahmen der Ausbildungsstätten der BZEE Partner in 12 Ländern und interner Auditor für ISO 29990 und GWO Zertifizierungen bei den Partnern. Dazu vertrete ich die Interessen des BZEE u.A. in DIN, CEN und ISO. Auch die Entwicklung von spezifischen Rettungskonzepten und die Ausbildung von Trainern (Train the Trainer Courses) gehört zu meinem Aufgabenfeld.
Da Arbeiten auf Windkraftanlagen per Definition (EU-Baustellenrichtlinie, Baustellenverordnung) gefährliche Arbeiten nach Anhang II sind (Arbeiten in Höhen, Heben schwerer Lasten, bewegliche mechanische Teile, Arbeiten mit Mittel- und Hochspannung), werden an die Sicherheit und den Gesundheitsschutz weltweit erhöhte Anforderungen gestellt. Diese sind in den Ausbildungen des BZEE entsprechend priorisiert.
Insbesondere legen wir Wert auf einen internationalen Standard, der sich immer an den höchsten Standards der Länder orientiert in denen unsere Partner Ausbildungen anbieten und wir diese zertifizieren. Sicherheit und Gesundheitsschutz ist also sozusagen unser „Kerngeschäft“.
Ich möchte insbesondere darauf hinweisen, dass das BZEE die einzige Organisation ist, die weltweit Langzeitlehrgänge (6 Monate) zum zertifizierten Servicetechniker für Windkraftanlagen anbietet. Wir sind stolz darauf in Asien, Süd- und Nordamerika, Südafrika und Europa einen Sicherheitsstandard in der Ausbildung und für die Anwender geschaffen zu haben, der international ein sicheres Training und sicheres Arbeiten im Bereich der erneuerbaren Energien ermöglicht.
Unter diesen Gesichtspunkten und persönlichen Voraussetzungen war der XX. Weltkongress für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit nahezu eine Pflichtveranstaltung, die ich als Gewinner der SETON Ticketaktion besuchen durfte. Nochmals herzlichen Dank dafür.
Ich bin seit 1997 regelmäßiger Besucher von Arbeitsschutzmessen, insbesondere der A+A in Düsseldorf. Ich war aber auch schon Teilnehmer und Speaker anderer Messen wie z.B. der IFPS Tagung in Wuppertal.
Dennoch war der XX. Weltkongress in Frankfurt beeindruckend. Er war in extremem Maße international, bot sehr viele Möglichkeiten Kontakte zu knüpfen und zeigte mit fachlich hochwertigen Postern und Veranstaltungen die Bandbreite und – für mich wichtiger – die Möglichkeiten für sicheres Arbeiten auf. Der Einblick in die internationale Entwicklung von Arbeitsschutzprogrammen und die rapide internationale Angleichung der Standards haben mich beeindruckt, auch wenn es im Alltag (day to day business) sicher noch ein Gefälle gibt.
Insbesondere die Programme zur „behaviour based safety (BBS)“ fand ich sehr spannend. Zudem die Präventionsansätze der staatlichen Institutionen in vielen Ländern, dabei besonders viele Schwellenländer, die erkennen, dass Menschen kein Verschleißmaterial sind. Da ich zuvor bei ENERCON als internationaler HSE Supervisor für die Sicherheit bei der operativen Arbeit in 36 Ländern zuständig war, haben mich diese Ansätze überrascht und begeistert, selbst wenn die Implementierung sicher noch ihre Zeit dauert.
Zwei Themen haben es mir besonders angetan:
– Die Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit schon in Schule und Ausbildung stärker einzubringen.
– Neue Medien (ein Themenschwerpunkt des Kongresses) zielgerichtet und effektiv einzusetzen.
Insbesondere das Thema „Medien“ wird meiner Einschätzung nach ein TOP Thema der nächsten Jahre sein. Mit welchen Mitteln (Film, Clips, Cartoons, „Napo“, …) können die Zielgruppen erreicht werden. Was können die verantwortlichen Unternehmer hier lernen und neue Methoden (E-Learning, Intranet mit Clips zur Sicherheit, …) nutzen um das firmeninterne BBS Programm vorwärts zu bringen.
Nicht ganz ohne Eigeninteresse sehe ich natürlich auch die Implementierung einer „HSE Awareness“ schon in Schule und Ausbildung als ein Zukunftsthema an. Zumal sich auf dem Weltkongress ein Trend in diese Richtung abgezeichnet hat. Ich persönlich halt das für die ideale Strategie, um im Beruf Mitarbeiter zu haben, die das Thema bereits verinnerlicht haben und keine (oft teuren) Programme mehr benötigen, um ihre Arbeit stets möglichst sicher auszuführen.
Als Spezialist für HSE im operativen Geschäft haben mich natürlich Vorträge und Präsentationen über die Implementierung von „Safe Systems of Work“ beeindruckt, von denen es einige gab. Solide implementiere Arbeitsschutzmanagementsysteme – die den Mitarbeiter auf der Baustelle und in der Produktion erreichen und die nicht nur für die rechtssichere Dokumentation eingeführt werden – wurden präsentiert und haben mir durchaus neue Anregungen für meine Arbeit gegeben. Gerade für meine Tätigkeit als Zertifizierer von integrierten Management Systemen (IMS) konnte ich wertvolle Tipps und Anregungen sammeln.
In der Summe habe ich sehr viel an neuen Informationen aufnehmen können, habe mehr interessante Leute getroffen und mehr Kontakte geknüpft als ich in den Wochen nach dem Event hätte abarbeiten bzw. nachverfolgen können.
Insbesondere der „Deutsche Abend“ war ein Fest der Extraklasse. Ein hervorragendes Rahmenprogramm, erstklassiges Essen und dann Party bis zum Abwinken. Mehr „Networking“ in brillanter Atmosphäre kann man sich nicht wünschen.
Für mich war der Weltkongress ein Highlight dieses Jahres und ich danke SETON nochmals dafür, mich dazu eingeladen zu haben.
P.S.: Einen Wermutstropfen habe ich aber: Die zahlreichen Anbieter von Software, die versprechen mit ihren „Programmen“ funktioniere Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz „fast von alleine“, versprechen meines Erachtens zu viel. Ohne die ausgebildeten und erfahrenen HSE Spezialisten geht es nicht. Denn Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit funktionieren nicht über das „Paperwork“, das muss gelebt werden! Und dazu braucht es Menschen.
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